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Herkunft

Alpakas stammen ursprünglich aus den südamerikanischen Anden (Peru, Bolivien,Chile, Argentinien). Aus den sogenannten „Ur-Lamas“ haben sich zunächst neben einigen anderen Formen die beiden heute in den Andengebieten Südamerikas noch vorkommenden Wildformen Vikunja und Guanako entwickelt. Mit der Domestikation der Guanakos und Vikunjas vor 6000 - 7000 Jahren gehören die daraus entstandenen Haustierformen Lama und Alpaka  zu den ältesten Haustierrassen. Das Alpaka ging nach heutigem Wissensstand aus dem Vikunja hervor. Alpakas leben in ihrer Ursprungsheimat in Höhen von bis zu 5000 m. Neben Kamelen, Vikunjas, Guanakos und Lamas gehören sie der Gruppe der „Schwielensohler“ an. Ihre Lebenserwartung liegt bei etwa 20 bis 25 Jahren.  Bei den Inkas hatte das Alpaka eine zentrale Stellung. Es war schon immer ein treuer Weggefährte und diente den Menschen als Lasttier, Woll- und Fleischlieferant sowie religiösen Zwecken. Der Alpakabestand wird heute auf ca. 3 Millionen Tiere geschätzt. 99 % der Tiere leben in Südamerika. In Europa, Nordamerika, Australien und in der ganzen Welt verbreiten sich Alpakas erst seit ca. 1984 in stärkerem Maße. Seit 1990 hat auch in Europa die private Haltung von Alpakas rasant zugenommen. Seither werden weltweit Vereine und Zuchtverbände gegründet, um Erfahrungen mit den Tieren untereinander auszutauschen und Zuchtkriterien zu definieren, um die Tiere nach bestimmten Qualitätskriterien beurteilen zu können und so eine Steigerung der Qualität der Tiere zu erzielen. In Europa werden Alpakas überwiegend als Freizeit- und Hobbytiere gehalten. Die Verarbeitung der Wolle gewinnt aber immer mehr an Bedeutung. In den USA, GB, Neuseeland, Australien wird feinste Alpakawolle bereits zu modischer Kleidung im hochpreisigen Marktsegment verarbeitet. 

Rassen

Es können 2 Rassen unterschieden werden:

  • Huacaya: Das Huacaya-Alpaka hat kürzere und sehr fein gekräuselte Faserpartien, die so genannten Stapel. Daher sehen die Huacaya-Alpakas bei längerer Bewollung ganz kuschelig aus.
  • Suri: Das Suri-Alpaka besitzt längere und strähnige Faserpartien. Diese hängen meist gelockt über dem Rücken herunter. Das Besondere am Suri-Alpaka ist, dass die Faser noch feiner als die der Huacayas ist.

Den überwiegenden Anteil aller Alpakas bilden Huacaya-Alpakas (90 %). Insgesamt werden in Südamerika nur ca. 300.000 Alpakas vom Suri-Typ gehalten.

Haltung

Alpakas sind intelligente und gutmütige Tiere, welche in ihrer Haltung absolut unproblematisch sind. Aufgrund der recht kargen und nährstoffarmen Vegetation ihrer Ursprungsheimat verwerten sie ihr Futter optimal. Alpakas sind Wiederkäuer. Zur Hauptnahrungsquelle zählen Heu und Gras. Sie knabbern aber auch gerne an Gestrüpp. Kraftfutter sollte - wenn überhaupt - nur in geringen Mengen zugefüttert werden. Außerdem sollte den Tieren ein Salz- und Mineralleckstein zur Verfügung stehen. Da Alpakas keine Hufe haben und relativ wenig wiegen, schont ihr weicher Tritt die Wiesen und Weideflächen. Alpakas sind außerdem sehr reinliche Tiere und wählen ihre Kotplätze sehr sorgsam an nur wenigen Stellen aus. Die Weidefläche bleibt dadurch sehr gut erhalten und wird nicht beschädigt - wie es bei anderen Nutztieren oft der Fall ist. Bei der Anschaffung von Alpakas ist zu beachten, dass Alpakas Herdentiere sind und daher niemals alleine gehalten werden dürfen. Je größer die Herde ist, desto wohler fühlen sich die Tiere. Die Vergesellschaftlichung mit anderen Tierarten ist möglich, kann aber nicht als Ersatz für Artgenossen gelten. Alpakas haben eine stark ausgeprägte Sozialstruktur innerhalb einer Gruppe oder Herde. Sie haben eine deutliche Körpersprache, um ihre Bedürfnisse und Befindlichkeiten auszudrücken. Aus Sicht der Weidehygiene ist es daher ungünstig, Alpakas mit Schafen oder Ziegen auf einer Weide gemeinsam zu halten. Beide Tierarten haben eigene Parasitenspezifika - einige Magen-Darm-Parasiten von Schafen und Ziegen sind für Alpakas ein Risiko. Ansonsten sind Alpakas sehr anspruchslos und können das ganze Jahr über draußen auf der Weide gehalten werden. Zwei Tiere benötigen mindestens 1000qm Weideland. Für jedes weitere Tier sollten zusätzlich 100qm zur Verfügung stehen. Auch steinige Hänge sind möglich. Die Umzäunung der Weidefläche sollte 1,0 bis 1,20 m hoch sein. Alpakas sind aus dem südamerikanischen Hochgebirge extreme klimatische Verhältnisse wie Kälte, Wind, Regen, Schnee und extreme Sonneneinstrahlung gewohnt. Minustemperaturen machen den Tieren nichts aus. Es ist daher lediglich ein windgeschützter Unterstand notwendig, der in etwa 2qm pro erwachsenen Tier groß sein sollte. Alpakas sind kaum krankheitsanfällig und brauchen insgesamt keine aufwendige Pflege. Einmal im Jahr sollten die Tiere geschoren werden. Die Zehennägel sind regelmäßig zu kontrollieren und 1 – 2 Mal im Jahr zu kürzen. Außerdem sollten Alpakas regelmäßig entwurmt werden, um sie vor Parasiten zu schützen.

Spucken

Das Spucken ist ein Verhalten, das grundsätzlich nur innerhalb der Herde zum Vorschein kommt, um die Rangordnung innerhalb der Herde festzusetzen und Jungtiere zu erziehen. Trächtige Stuten signalisieren den Hengsten mit dem Spucken, dass sie bereits trächtig sind. Spuckt das Alpaka den Menschen an, kann das eventuell am sogenannten Berserk-Male-Syndrom liegen: Es handelt sich dabei um eine Fehlprägung eines Hengstes. Hatte der Hengst während seiner etwa 9-monatigen Prägephase zu intensiven Kontakt mit dem Menschen, so sieht der Hengst im Menschen einen Angehörigen seiner Spezies und somit einen Rivalen, den es in entsprechender Situation zu bekämpfen gilt. Insbesondere in Gegenwart einer Stute kann dies neben dem Spucken auch eine Gefahr für den Menschen bedeuten.

Geburt eines Fohlens

Die Tragezeit der Stute beträgt in etwa 11 bis 11,5 Monate. Die Geburt des Fohlens erfolgt in der Regel am Vormittag oder zu Mittag, damit Sonne und Wind das Neugeborene bis zur Nacht trocknen können. Der Beginn der Geburt wird durch häufiges Aufsuchen des Kotplatzes ohne oder mit geringer Urin- und Kotabgabe signalisiert. Es kommen in der Regel zuerst der Kopf und die Vorderbeine zum Vorschein. Die Geburt läuft meist ohne Hilfe der Menschen ab. Das Fohlen sollte daher auch nicht vom Menschen herausgezogen werden. Lediglich die Nabelschnur kann desinfiziert werden. Nach der Geburt sollten die Stute und das Fohlen von der Alpakaherde getrennt werden. Allerdings sollt der Sichtkontakt zur Herde erhalten bleiben, damit die Stute etwas ruhiger ist. Die Nachgeburt wird nach 2 – 3 Stunden ausgeschieden. Danach sollte das Fohlen wissen, wo es etwas zu trinken gibt. Die Kolostralmilch ist absolut überlebenswichtig für das kleine Alpaka-Fohlen. Bereits 3 Wochen nach der Geburt kann die Stute erneut mit einem Hengst gedeckt werden.

Alpakawolle

Die Wolle der Alpakas wird auch oft als das „Vlies der Götter“ bezeichnet und es sind ca. 16 - 24 Grundfarbtöne zu unterscheiden. Diese reichen von weiß, grau, braun bis hin zu schwarz. Auch gescheckte Tiere kommen häufig vor – deren Vlies ist allerdings weniger wertvoll, da deren farbliche Aufbereitung aufwendig ist. Weiße Wolle ist sehr wertvoll, da sie sich als Ausgangsbasis für jede Einfärbung eignet. Durch das Bleichen und nachträgliche Färben verliert die Wolle allerdings an Qualität. Daher ist die Nachfrage nach ungefärbter Wolle in Naturtönen wieder größer.

Die Unterwolle des Alpakas ist gekräuselt. Diese Kräuselung wird in der Wollbeurteilung als „crimp“ bezeichnet. Die Kräuselung (Wellung der Faser) ist für die Qualität der hergestellten Produkte ausschlaggebend. Es ist aber auch die mengenmäßige Verteilung der Fasern mit unterschiedlichem Durchmesser wesentlich. Züchter achten daher sehr auf die Feinheit (geringer Durchmesser jeder einzelnen Faser und geringer Anteil an Deckhaaren), Dichte, Bündelung und Verteilung der Faser am gesamten Körper. Ziel ist es, einen möglichst großen Anteil an Fasern in einem kleinen micron-Bereich zu haben und feines Vlies mit starker Kräuselung in einheitlicher Farbe zu produzieren.
Die Alpakawolle wird in micron (Mikrometer) gemessen. Der Durchmesser der einzelnen Fasern liegt bei qualitativ guten Tieren zwischen 18 und 25 micron. Folgende Klassifizierungen werden benutzt:
  • Royal Alpaca: feiner als 19 micron
  • Baby Alpaca: bis 22,5 micron (ältere Alpakas die diese Faserqualität besitzen, sind sehr wertvoll für die Zucht)
  • Superfine Alpaca: bis 25,5 Micron
  • Medium oder Adult: bis 30 micron
  • Strong: über 30 micron
Pro Jahr können ca. 2 - 5 kg Wolle von einem Alpaka gewonnen werden. Alpakafasern haben ein sehr gutes Isoliervermögen und gehören zu den wertvollsten Naturfasern. Aufgrund ihrer Feinheit wird die Alpakawolle oft auch mit Kaschmir verglichen. Die Fasern sind teilweise hohl und leiten daher durch ihre Kapillarwirkung die Feuchtigkeit von der Hautoberfläche ab und reduzieren dadurch die Schweißbildung. Die thermische Eigenschaft der Alpakafaser ermöglicht sowohl eine Verarbeitung zu Sommer- und Winterkleidung. Die Alpakafaser fühlt sich weich und geschmeidig an. Jedes einzelne Haar im Vlies ist von Schuppen umgeben. Diese Schuppen haben eine geringe Höhe, d.h. der Abstand von einer Schuppe zur anderen ist sehr gering und niedriger als z.B. bei Merinowolle. Alpakafaser kann sich bei gleichem Feinheitsgrad weicher als Merino
anfühlen.
Alpaka Schur
Ein Mal pro Jahr zu Sommerbeginn sollten Alpakas geschoren werden. Das Alpaka wird so vor der Sommerhitze geschützt. Eine regelmäßige Schur führt darüber hinaus zu einer besseren Qualität des Vlieses, da es nicht zu lange den Witterungseinflüssen ausgesetzt war. Das Vlies sollte vor der Schur gereinigt werden. Kurze Faserstücke müssen unbedingt vermieden werden. Bereits bei der Schur sollte auf die unterschiedliche Wollqualität an den verschiedenen Körperstellen Rücksicht genommen werden. Zuerst wird die qualitativ beste Faser am Rücken, an den Flanken und Schultern geschoren. Danach werden der Bauch, die Schenkel und Beine sowie der Hals geschoren, wo die Faser eine geringere Qualität aufweist. Die qualitativ hochwertige Wolle vom Rumpf wird von den restlichen Partien an Brust, Hals und Beine getrennt.
Wollverarbeitung
Die Rohwolle der Alpakas fühlt sich im Vergleich zur Schafwolle trocken und fettfrei an und hat keinen starken Geruch. Zunächst muss die ungewaschene Alpaka-Wolle auf einer Kardiermaschine kardiert werden. Die Fasern werden dabei in eine Richtung geordnet und Schmutzteilchen fallen heraus. Das Vlies wird dadurch locker und gleichmäßig. Danach kann das von der Kardierwalze entnommene Vlies am Spinnrad zu einem Faden versponnen werden. Je nach Belieben können zwei oder mehr Fäden nochmals miteinander verdrillt werden (durch Rückwärtsdrehen des Spinnrades). Die Verarbeitung der Wolle am Handspinnrad ist eine Tätigkeit, die Harmonie und Ausgleich schafft.
 
Nach dem Spinnen wird die Wolle von der Spule auf einen Strang gewickelt und abgebunden. Der Strang kann dann gewaschen werden. Am besten man weicht den Strang ein paar Stunden in lauwarmes Wasser mit etwas Shampoo ein und drückt den Strang immer wieder gut aus. Nach mehrmaligem Spülen können die Stränge zum Trocknen aufgehängt werden. Die trockene Wolle kann dann auf ein Knäuel gewickelt werden und die Strickarbeit kann beginnen.

Für Interessierte bieten wir gerne eine Einführung in das Verspinnen von Vlies am Handspinnrad. Fragen Sie bitte bei uns an. Kontakt